Der Einsatz von Hüftprothesen bzw. eines künstlichen Hüftgelenks gehört heute zu den erfolgreichsten und routiniertesten orthopädischen Eingriffen, welche die Lebensqualität vieler Menschen weltweit verbessert. Auch in der Schweiz ist der Hüftgelenkersatz keine Seltenheit: Im Jahr 2020 haben sich gemäss einer Statistik mehr als 17'684 Patient*innen eine Hüftendoprothese erhalten. Ziel der Operation ist, die funktionelle Gelenkbiomechanik wiederherzustellen und Schmerzen zu lindern oder zu beheben.
In diesem Artikel werden wir tiefer ins Thema der Hüftprothesen eintauchen, angefangen bei den Ursachen für ihren Einsatz bis hin zur Rehabilitation nach der Operation.
Ursachen für den Einsatz einer Hüftprothese
Hüftschmerzen und einhergehende Bewegungseinschränkungen sind weit verbreitete Leiden, welchen unterschiedliche Ursachen zu Grunde liegen können.
- Hüftarthrose:
Die Hauptursachen für den Einsatz einer künstlichen Hüfte sind degenerative Erkrankungen, allen voran Hüftarthrose. Dabei entsteht ein Abrieb, beziehungsweise Verschleiss des Knorpels, welcher die Gelenkpfanne und den Gelenkkopf überziehen. Dies kann zu starken Schmerzen und erheblichen Einschränkungen im täglichen Leben führen. - Oberschenkelhalsbruch:
Traumatische Verletzungen wie Knochenbrüche (Brüche des Oberschenkelknochens mit Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes) können eine Indikation für einen Hüftgelenkersatz darstellen. - Hüftkopfnekrose:
Eine Hüftkopfnekrose bezeichnet das Absterben des lebenden Knochengewebes im Hüftgelenk. Der Knochen wird nicht mehr ausreichend durchblutet und verliert seine Stabilität. - Hüftdysplasie:
Auch Fehlstellungen des Hüftgelenks können unter Umständen einen Hüftgelenkersatz erforderlich machen, da sie zu starken Schmerzen, Gehbehinderungen, Hüftarthrose sowie Luxationen (Ausrenkungen) führen können.
Das passiert bei der Hüftoperation
1. Vor dem Eingriff
Vorbereitung der Prothese: Mit radiologischen Abmessungen wird die genaue Grösse des natürlichen Gelenks ausgemessen, um das passende Kunstgelenk für den jeweiligen Patienten zu wählen.
Vorbereitung des Patienten: Vor dem Eingriff werden medizinische Untersuchungen durchgeführt, um den Gesundheitszustand zu überprüfen. Dazu gehören Blutuntersuchungen, Blutdruckmessungen und ein EKG. Ausserdem wird die Medikamenteneinnahme abgeklärt. Der Patient muss für die Operation nüchtern sein. Das Universitätsspital Zürich definiert Nüchternheit für die Operation folgendermassen:
“Nüchtern sein bedeutet, dass der Mageninhalt möglichst gering sein sollte und im Normalfall seit 6 Stunden keine feste Nahrung mehr aufgenommen wurde. Auch Fruchtsäfte oder Milchprodukte gelten in anästhesiologischen Sinne als ‘feste Nahrung’ und dürfen 6 Stunden vor Anästhesiebeginn nicht mehr konsumiert werden.”
Eine umfassende Aufklärung und Beratung helfen dem Patienten, den Prozess zu verstehen und mögliche Ängste zu minimieren.
2. Anästhesie
Die Hüftoperation wird in der Regel unter Vollnarkose oder mit einer Rückenmarksanästhesie (sogenannte Spinalanästhesie) durchgeführt. Die Wahl der Anästhesie hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschliesslich des Gesundheitszustands des Patienten und der Präferenzen des Chirurgen.
3. Zugang zum Hüftgelenk
Sobald die Anästhesie wirksam ist, beginnt der Chirurg mit einem präzisen Hautschnitt, um Zugang zum erkrankten Hüftgelenk zu erhalten. Moderne Operationstechniken ermöglichen minimalinvasive Eingriffe, welche die Erholungszeit verkürzen und das Risiko von Komplikationen reduzieren.
4. Ausrenkung und Entfernung des geschädigten Gewebes
Nach dem der Operateur Zugang zum Hüftgelenk hat, wird dieses ausgerenkt und anschliessend das geschädigte Gelenkgewebe behandelt. Für die Hüftprothese wird der natürliche Hüftkopf entfernt, um anschliessend die geschädigte Gelenkpfanne auszufräsen und so Platz für das Implantat zu schaffen.
5. Implantation der Hüftprothese
Die künstliche Hüftpfanne wird nun präzise in das vorbereitete Gelenk eingesetzt. Hierbei kommen hochwertige Materialien zum Einsatz, um eine langlebige und reibungsarme Funktionalität des künstlichen Gelenks zu gewährleisten. Eine klassischen Gleitpaarung mit Metall und Kunstoff (Polyethylen) stellt die am längsten bewährte Kombination dar.
6. Wundverschluss
Nach erfolgreicher Implantation schliesst der Chirurg die Wunde. Moderne Verschlussmethoden minimieren Narbenbildung und unterstützen eine schnellere Heilung.
7. Postoperative Versorgung
Nach der Operation wird der Patient in den Aufwachraum verlegt und von einem spezialisierten Team überwacht. Schmerzmanagement, Antibiotika und andere unterstützende Massnahmen sind entscheidend, um allfällige Wundheilungsstörungen zu vermeiden und die postoperative Phase reibungslos zu gestalten.
Nach dem Eingriff: Das gilt es zu beachten
Obwohl du die Klinik nach dem Eingriff schnell wieder verlassen und deine Hüfte wieder belasten darfst, solltest du nach der Hüftoperation einige Dinge beachten. In den ersten sechs Wochen nach dem Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks ist bei bestimmten Bewegungen besondere Vorsicht geboten, da die Prothese in dieser Zeit einwächst.
Einhaltung der ärztlichen Anweisungen:
Die postoperative Phase beginnt mit klaren Anweisungen des behandelnden Arztes bzw. der behandelnden Ärztin. Diese beinhalten Medikamenteneinnahme, Wundpflege und spezifische Empfehlungen zur Belastung des operierten Bereichs. Während der Genesung solltest du deine Hüfte beispielsweise nie in einem Winkel von unter 90 Grad beugen - tiefes Bücken oder Hochziehen der Knie ist hier also ein Tabu. Auch das übermässige verdrehen der Hüfte sollte vermieden werden. Die strikte Einhaltung dieser Anweisungen ist entscheidend für einen reibungslosen Heilungsverlauf.
Schonung, aber nicht Stillstand:
Während eine gewisse Schonung nach der Operation notwendig ist, ist es wichtig, dennoch in Bewegung zu bleiben. Kontrollierte Spaziergänge und sanfte Übungen fördern die Durchblutung und verhindern Steifheit. Treppensteigen ist sogar schon nach einigen Tagen nach der OP möglich. Vermeide jedoch übermässige Belastungen.
Physiotherapie und Rehabilitationsübungen:
Regelmässige physiotherapeutische Übungen sind der Schlüssel zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Stärkung der Muskulatur. Das Physiotherapieprogramm sollte konsequent und unter Anleitung einer Fachperson durchgeführt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Unterstützende Hilfsmittel nutzen:
In den ersten zwei bis vier Wochen nach der Operation können Gehhilfen wie Gehstöcke oder Krücken die Stabilität und Sicherheit unterstützen. Die richtige Nutzung dieser Hilfsmittel ist entscheidend für die optimale Entlastung und einen sicheren Gang.
Wundheilung kontrollieren:
Eine regelmässige Überprüfung der Operationswunde und die Beachtung jeglicher Anzeichen von Infektionen sind wichtig. Rote, stark geschwollene oder schmerzhafte Stellen sollten sofort den betreuenden Fachpersonen gemeldet werden.
Angepasste Sitz- und Schlafpositionen:
Für einen bequemen und sicheren Genesungsprozess sind angepasste Sitz- und Schlafpositionen wichtig. Dies kann beispielsweise durch das Verwenden von Sitzkissen und dem Platzieren von Kissen zwischen den Knien erreicht werden. Deine Zehen sollten immer parallel zueinander sein, das heisst, du solltest die Beine im Liegen oder Sitzen nicht überkreuzen.
Vermeidung von Risikofaktoren:
Rauchen und Alkoholkonsum können den Heilungsprozess beeinträchtigen. Diese sollten daher vermieden werden, um die besten Ergebnisse der Hüftoperation zu erzielen.
Motivation:
Es dreht sich bei der Heilung nicht alles nur um den Körper, auch der Geist muss für eine optimale Genesung berücksichtigt werden. Setze dir deshalb ein Ziel, welches dir Freude bereitet und dich motiviert. Gehst du gerne wandern? Dann nimm dir vor, bis zum Zeitpunkt X eine dreistündige Wanderung durchführen zu können! Ganz wichtig: dein Ziel soll ehrgeizig, aber realistisch sein. So übernimmst du dich während deiner Genesung nicht und kannst dich über deine Fortschritte freuen. Am Besten besprichst du “SMARTe” Ziele mit deinem Physiotherapeuten!
"Die Rehabilitation nach einem Hüftgelenkersatz ist ein Marathon, kein Sprint. Es geht nicht darum, wie schnell wir unsere Ziele erreichen, sondern darum, mit Geduld und konsequenter physiotherapeutischer Arbeit die volle Funktionalität und Schmerzfreiheit zu erlangen."
- Fabienne Büchi, Physiotherapeutin bei NextLevel-Physio.
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